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ür Außenstehende bleibt die popmusikalische Topografie Nordwest-Deutschlands meist so lange terra incognita, bis sie sich – im wahrsten Sinne des Wortes – ins Feld begeben.* Und diese Landpartie lohnt, denn musikalische Perlen lassen sich auch fernab der großen Städte, in diesem Fall hinter Bremen, finden.
Nehmen wir die Gruppe NACKT: Vier Musiker*innen, die sich anschicken, vom niedersächsischen Oldenburg aus die Bühnen der Republik zu erobern: In einem feuchten Keller der Grünkohlhauptstadt tüfteln die Landeier dafür schon seit längerem an ihrem Sound und Live-Set. Durch die Zusammenarbeit mit dem Berliner Label Listenrecords trauen sich Paula, Fabian, Peter und Tabea jetzt so richtig aus der Deckung.
Mit viel Energie und zwei zwinkernden Augen versammeln NACKT hier ironisch-messerscharfen deutschsprachigen Stücke: Patriarchat, Nationalismus, Kapitalismus, Rassismus, Spießertum, Militarismus – hier bleibt kein Stein auf dem anderen. Thematisch bewegt sich die Band damit zwar auf ganz dünnem Zahnfleisch (aua!), aber Gesellschaftskritik ist Handarbeit. Das tanzbare, detailverliebte Synthpop-Gewand kleidet die großen Brandmauern und kleinen Sticheleien dabei ganz ungemein. Politik kann ja auch Spaß machen. Und zugegeben, an irgendeiner Stelle fühlt sich sehr sicher jede*r mal ertappt, wenn die versammelten Antagonist*innen besungen werden bzw. gern auch selbst zur Sprache kommen.