lautLOS1.6.
"Nicht zu wissen, was vor der eigenen Geburt geschehen ist, heißt, immer ein Kind zu bleiben.“ - Cicero
lautLOS1.6. - zwei autobiographisch inspirierte Monologe gegen das Verschwinden von Erinnerung und die Macht des Vergessens. Eine Atmosphäre aus dokumentarischem Material, Erinnerungen, Animationen von Anna Mahendra und einem Bühnenobjekt von miegL. Ein Raum aus Dekonstruktion und Rekonstruktion unterschiedlicher Lebenswege und die Thematisierung des Schweigens.
Kunst für Alle: 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Tast-Tour statt sowie eine geschlossene Audiodeskription während der Vorstellung. Es gibt einen Abholservice für blinde und sehbehinderte Menschen von der Bahnstation Michaelshoven. Um Anmeldung für die Audiodeskription wird wegen begrenzter Platzverfügbarkeit gebeten unter 0157 57930117 oder karten@ip-tanz.com
Ebenfalls 45 Minuten vor jeder Vorstellung findet eine physisch-somatische Einführung statt. Nach der Vorstellung stehen die Künstler*innen gerne für Gespräche zur Verfügung.
Silvia Ehnis Perez Duarte / D // Mexiko: Aufgewachsen in Mexiko, lebt Silvia Ehnis seit 2012 in Deutschland. Ihre Familie aus dem Stuttgarter Raum wanderte vor dem Ersten Weltkrieg aus, kehrte kurz während der Weimarer Republik zurück und blieb dann endgültig in Mexiko. Welche Spuren bleiben, wenn ein Leben auf einem anderen Kontinent fortgesetzt wird? „Meine Urgroßväter Hans Duhne und Eugen Ehnis wanderten vor hundert Jahren nach Mexiko aus, ließen sich in der deutschen Gemeinde nieder. Das NS-Regime erlebten die Familien nur aus der Ferne, die Verbindung zu Deutschland verblasste.“ Gespräche mit ihrer Familie offenbaren ein komplexes kulturelles Erbe und verbinden sich mit Ilona Pászthys Auseinandersetzung mit „Tätern und Mitläufern“.
Ilona Pászthy / D / HU: Was sind die nicht sichtbaren Spuren der Vergangenheit in meinem Leben? Wie kann ich die unsichtbar epigenetisch in meiner DNA eingeschriebenen Erinnerungen und deren Bedeutung für meine Identität aufspüren? Gefühle als möglicher Zugang zu der in der Tiefe verborgenen Wahrheit, die verschwunden scheint.
Seit einigen Jahren forsche ich in den ungeklärten Räumen meiner Familiengeschichte. Ich suchte nach einer Verbindung meiner persönlichen Erlebnisse und der Lebensgeschichte meiner Vorfahren
während der NS-Zeit. Bilder meiner Kindheit standen Fragmenten von Informationen gegenüber.
In dem Solo nähere ich mich metaphorisch den blinden Flecken meiner Erinnerung, ungenauen Aspekten, stelle Fragen nach Identität, Mitläufertum und Täterschaft, Herkunft und epigenetischen
Spuren.
Choreographie: Ilona Pászthy / Silvia Ehnis / Tanz: Ilona Pászthy, Diana Treder (in Vertretung von Silvia Ehnis)
Bühne: miegL / Videoanimation: Anna Mahendra / Musik: Zsolt Varga / Technik: Garlef Kessler / Christoph Wedi Audiodeskription: Uschi Baetz
Presseauszug:
„….Eine ebenso komplexe wie dicht gestaltete Produktion ist Ilona Pászthy gelungen. Erzählung und Tanz verbinden sich in einem emotionalen Bewegungsmoment. Jede der Frauen bringt ihre Vorstellungen vom Tanz in diese Arbeit ein. Wobei der Reiz darin liegt, dass sie mit ihren Aktionen nicht illustrieren, sondern die Geschichten nur tänzerisch begleiten. Dazu hat der Künstler miegL ein halbrundes, weißes Objekt entwickelt, das sich wie ein glühendes Raumelement ausnimmt, in dem Texte und Bilder gespeichert sind. Aber das ist nur eines der Details dieser faszinierend facettenreichen Produktion.“ (Thomas Linden / Kölnische Rundschau 10.09.2024)
Wir danken unseren Förderern: Ministerium für Kunst und Wissenschaft NRW, Kulturamt der Stadt Köln, NS Dokumentationszentrum Köln, Kulturbüro Siegburg, Kulturbüro Krefeld in Kooperation mit dem NS Dokumentationszentrum Krefeld/Villa Merländer