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Vergessen? Verklärt? Erinnert! Die 1960er Jahre sind eine Dekade der tanzästhetischen und tanzpolitischen Aufbrüche in Köln. Inmitten einer Stadt, die noch immer von den Folgen des 2. Weltkriegs gezeichnet ist, entwickelt sich ein beispielloser Gestaltungswille, der Visionen und Träume in kürzester Zeit Realität werden lässt: auf das neuerbaute und 1957 feierlich eröffnete Opernhaus folgen der Neuaufbau des Kölner Tanzensembles unter einem international renommierten Choreographen, die Gründung einer Ausbildungsstätte für Tanz sowie die Übernahme der Internationalen Sommerakademie des Tanzes aus Krefeld. Eine Ballettwoche mit internationalen Tanzgastspielen begeistert die Kölnerinnen und Kölner. Und nicht nur sie! Die Domstadt wird zum Treffpunkt von Tanz- und Ballettliebhabern aus Deutschland und der Welt.
Wie visionär die Tanzszene in Köln in jenen Jahren agiert, beweisen die engagierten Diskussionen um ein Deutsches Nationalballett, ein Rhein-Ruhr-Ballett oder ein Deutsches Ballett am Rhein. Doch nicht alle Träume werden Wirklichkeit. Und immer wieder wird erbittert um tanzästhetische Ausrichtungen gestritten – Auseinandersetzungen, die unter den Titeln „Ballettkrieg“ und „Kölner Kritikerkrieg“ in die Tanzgeschichte eingehen.
Allen Reibungen zum Trotz oder vielleicht gerade deswegen inspiriert Köln junge Nachwuchschoreographen, die ihre Ideen in Form eines Choreographischen Experimentiertheaters präsentieren oder im Rahmen eines Choreographischen Wettbewerbs der Öffentlichkeit und einer Fachjury vorstellen.
Sparnotwendigkeiten der Bühnen verhelfen Ende der 1960er Jahre einer jungen Generation von Kölner Choreographen zum Durchbruch. Einhellig und mit Blick auf die städtischen Finanzen präferieren Kulturpolitik und Bühnenintendanz das Modell eines modernen Tanzensembles nach niederländischem Vorbild. Das Aus für eine zeitgenössisch-klassische Tanzcompagnie an den Kölner Bühnen ist beschlossen.
Die Ausstellung im Tanzmuseum im Mediapark lässt diese Dekade voller Tanzaufbrüche und ihre großen und kleinen Geschichten vom Tanz Revue passieren und verknüpft die Darstellung mit politischen, gesellschaftlichen und ästhetischen Veränderungen in jener Zeit.
Laufzeit: 4. Mai 2024 bis 23. Februar 2025